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Sabina Asnani

Sabina Asnani

Projektinitatorin und Projektleiterin ‘Neues Frauenzentrum in Deradhun’

Sabina Asnani ist die Gründerin der Yoga- und Meditationschule yoga-spirit.ch. Sie arbeitet international und in Zürich als Yoga- und Meditationslehrerin. In Zürich begleitet sie zudem als Life Coach Menschen durch berufliche und persönliche herausfordernde Situationen bis hin zu ihren Zielen. Aufgewachsen in der indischen und schweizerischen Kultur verbindet sie ihre natürliche Liebe zu beiden Ländern in ihrer Arbeit. So führt sie Yogapraktizierende an Kraftorte in Indien und bringt sie mit spirituellen Menschen Indiens zusammen. Und umgekehrt fliessen durch ihre Arbeit Ressourcen aus der Schweiz nach Indien.

Seit dem ersten Augenblick als ich Renu Singh begegnet bin, weiss ich, dass unsere Begegnung schicksalhaft ist. Was sie bewegt, bewegt mich:

Den Stopp von sexuellem und gewalttätigem Missbrauch an Frauen. Das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper und das eigene Leben. Und die bedingungslose Bereitschaft alles zu tun, das diese Grundrechte zu einer Selbstverständlichkeit werden lässt. In einem Land wie Indien, in dem sowohl politisch als auch administrativ, polizeilich, sozial und individuell emotional und physisch – auf jeder dieser Ebene tiefste Verletzungen dieser Grundrechte von Frauen geschehen, ist dieser Kampf ein vielschichtiges Unterfangen.

Die Geschichten der Frauen, mit denen Renu arbeitet und deren Geschichten sie mir erzählte, überstiegen alles, was ich bisher an Leid in Indien gesehen hatte. Ich konnte das masslose Ausmass an Perversion und Brutalität am Anfang kaum fassen. Vom ersten Augenblick an war mir klar, dass ihre Arbeit revolutionär ist, Hoffnung und Lösungen bietet, wo vorher keine waren.

Seit meiner Kindheit habe ich in Indien viel Unrecht gesehen. Jedes Jahr waren wir mit meiner Familie dort, um unsere Grossfamilie zu besuchen. Ich sah bereits früh, wie Frauen vieler sozialen Schichten der Launenhaftigkeit der Väter und Männer in ihrem Leben ausgesetzt sind, weil es in grundsätzlichen Angelegenheiten keine freie Wahl für sie gibt.

Mit Renu erlebe ich zum ersten Mal eine Frau, die sagt: ‚So geht das nicht! Ich kämpfe mit meinem Leben gegen all die bodenlosen Auswüchse des Missverhältnisses zwischen Frauen und Männern in diesem Land und für ein selbstbestimmtes Leben.‘

Als ich sie kennenlerne, blutet und blüht mein Herz zugleich. Es blutet, als ich über das Ausmass an sexueller und häuslicher Ausbeutung erfahre und über die einzelnen Schicksale, die mich über jegliches Vorstellungsmass erschüttern. Und es blüht, weil ich sehe mit welchem Mut und mit welcher Liebe Renu jenen Frauen, die den Weg bis zur NGO Samadhan schaffen, einen Ausweg bietet. Und es blüht noch weiter auf, als ich diese Frauen treffe und sehe, welche unglaubliche Kraft aus ihren Augen strahlt. Sind diese Frauen mal über die erste Rehabilitationsphase hinweg und realisieren, welche neuen Lebenschancen ihnen hier geboten werden, ergreifen sie diese mit hundert Prozent ihrer Lebenskraft.

Mir ist sofort klar, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um diesen Weg möglichst vielen Frauen, die sexueller und häuslicher Ausbeutung ausgesetzt sind, zu ermöglichen.

Ich habe für diesen Zweck für die NGO Samadhan einen Bus, der als mobile Klinik genutzt wird, von der Schweiz her zusammen mit Freunden finanziert. Mit diesem Bus wird ein sicherer Transport der Frauen von Samadhan ermöglicht. Gleichzeitig werden mit Hilfe der Mobilen Klinik viele Aufklärungsworkshops für Frauen in entlegenen Dörfern der Himalaja Region durchgeführt. Ein Projekt, das es so bisher noch nie in Nordindien gab! Wir erreichen zehntausende von Frauen im Jahr über diese Arbeit.

Als die Notwendigkeit eines grösseren stationären Frauenzentrums klar wurde, habe ich das Team zusammengestellt, das mir für dieses grosse Projekt eine unglaubliche fachliche und emotionale Stütze bietet. Wir haben gemeinsam den Verein Frauenhilfssorganisation ‚Samadhan‘ für Indien in der Schweiz gegründet.

Meine Vision ist es, in ganz Indien Frauen zu unterstützen, die nach ihrer Gesundung wiederum andere Frauen unterstützen können. Mein Traum ist es allmählich auf allen Ebenen, in welchen diese Missstände herrschen, eine Veränderung des Verhältnisses zwischen Frauen und Männern hergestellt werden kann.

Jeder Mensch, der mithilft, gibt mir die Kraft, immer weiter zu gehen.

Mirjam Dürr

Mirjam Dürr

Administration und Fundraising

Mirjam Dürr verbrachte ihre Kindheit in Pakistan und der Türkei. In der Schweiz absolvierte sie ihre Ausbildung als medizinische Praxisassistentin. Ihre grösste Leidenschaft stellt das Bereisen verschiedener Länder in der ganzen Welt dar. So empfindet sie auch das Leben als eine stetige Reise, das ähnlich einer Reise in ein fernes Land von Erfahrungen, Erlebnissen und Begegnungen geprägt ist und einen Menschen zu dem machen, was er ist.

Ich habe durch Sabina von der Organisation Samadhan erfahren, und als sie mir von Renu und den Frauen erzählte, hat mich das zutiefst berührt. Ich wusste sofort, dass ich mich für dieses Projekt einsetzen und Teil davon werden wollte.
Ich bin in Pakistan und in der Türkei aufgewachsen. Dadurch ist mir die Kultur und Tradition in Indien vertraut. Schon in meiner Kindheit habe ich die Diskriminierung der Frau wahrgenommen. Durch meine vielen Reisen in Asien und Südamerika etc. habe ich sehr viel erlebt und mitbekommen, dass Frauen ungerecht behandelt werden. Auch in den Medien werden sexuelle und häusliche Gewalt weltweit täglich thematisiert.
Durch den Besuch der NGO Samadhan in Indien wurde mir umso bewusster, wie schlimm die Lage wirklich ist.
Ich bin mit einem neutralen Gefühl nach Indien gereist, hatte keine Erwartungen, noch jegliche Vorstellung, was mich dort erwarten würde. Es war eine wertvolle und sehr emotionale Erfahrung für mich und es ist schwierig, all die Erlebnisse und intensiven Momente in Worte zu fassen. Eine Zeit lang mit Renu und den Frauen in der Organisation zu leben und ihren Alltag hautnah mitzuerleben war sehr beeindruckend und schockierend zugleich, da einem bewusst wird, dass sie sich täglich Gefahren stellen müssen. Einer der berührendsten und emotionalsten Momente war für mich, als uns Renu und die Frauen ihre persönlichen Geschichten erzählten. Es war für mich nicht
selbstverständlich, dass sie sich uns so öffneten und sich so verletzlich und zerbrechlich zeigten. Diese Momente haben mich zutiefst im Herzen berührt und haben viel in mir ausgelöst und bewegt. Für mich war die Zeit in Indien eine unglaubliche Erfahrung.
Ein Teil dieses Vereins zu sein und dabei helfen zu können, eine Grundlage für das Projekt zu schaffen, ist ein einzigartiges Erlebnis. Es lässt mich über mich hinauswachsen, da es mich immer wieder von Neuem fordert und mich dazu bringt, innere Grenzen zu überschreiten.
Alles begann mit einem Samenkorn und es kommen immer mehr dazu, bis es zu etwas Grossem heranwächst. So sehe ich dieses Projekt, es beginnt klein und bedarf der kollektiven Unterstützung, um zu etwas Grossem heranzuwachsen, um immer stärker zu werden und um sich schliesslich langfristig durchzusetzen.

Karin Morf

Karin Morf

Soziale Medien

Karin Morf arbeitet als Pflegefachfrau im akuten Bereich. Ihr Interesse gilt der alternativen und ganzheitlichen Medizin. Sie wird bald ihre Ausbildung als Shiatsu Therapeutin abschliessen und den Weg in die Selbständigkeit beschreiten.

Als Schweizerin lebe ich in einem Land, in dem Frauen so frei leben dürfen wie kaum in einem anderen. Mein Leben ist geprägt von Individualisten und starken Frauen. Als Schweizer Frau bin ich privilegiert, denn obwohl auch hierzulande nach wie vor Missverhältnisse zwischen den Geschlechtern herrschen, kann ich frei und ohne Angst ein selbstbestimmtes Leben führen.

Die Unterschiede zwischen mir und den Frauen in Indien sind riesig, grösser als ich mir jemals hätte vorstellen können.
Selbstverständlich war mir auch vor meiner Reise bewusst, dass Indien ein Land mit ganz anderen sozialen Spannungsfeldern und ökonomischen Voraussetzungen ist, als ich es von hier und anderswo kenne. Wie stark limitiert aber die Möglichkeiten einer indischen Frau sind im Vergleich zu meinen persönlichen, hat mich dann doch überrascht und vor allem schockiert.

Als mir Sabina von Samadhan erzählte, berührten mich ihre Geschichten sehr. Sie fragte mich ob ich Lust hätte, sie bei dem neuen Projekt zu unterstützen. Spontan sagte ich zu, wusste jedoch noch nicht genau, was mich erwarten würde. Einen Monat später sass ich dann bereits im Flugzeug nach Indien, es war meine erste Reise auf den Subkontinenten. Ich hatte schon viel über Indien gehört und machte mich auf das Schlimmste gefasst. Dort angekommen war ich begeistert von der Vielfalt und Schönheit des Landes und zutiefst erschüttert über die massiven Auswirkungen des Patriarchats und das Ausmass der herrschenden Korruption.
In Samadhan wurden wir als Familie aufgenommen, was für die unglaubliche Gastfreundschaft Indiens spricht, die Herzlichkeit war wohltuend. Die Geschichten jedoch, die wir von den Mädchen zu hören kriegten, schnürten mir regelrecht den Atem ab. Als ich das Center verliess, fühlte ich mich unglaublich klein und unendlich dankbar für mein Leben in der Schweiz. Mir wurde bewusst, warum ich mich als privilegierte Frau für Frauen einsetzen will, die ohne eine Chance wie das Samadhan sie ihnen bietet, null Perspektiven haben. Es ist für uns unvorstellbar, dass es solche Schicksalsschläge geben kann. Es gibt in Indien einige Frauenhäuser, aber keines wie Samadhan. Die Frauen, die dort Leben und dank der Unterstützung einen neuen Lebensweg gehen dürfen, sind stärker als manch andere Frauen. Ich schaute in Augen, welche vor Willenskraft und Lebenswillen strotzen! Diese Augen haben mir gezeigt, das es genau so ein Projekt wie Samadhan braucht: Die Frauen werden auf ihrem Weg zu einem eigenständigen Leben begleitet und unterstützt. Gestärkt und gebildet erlangen sie neue und ungeahnte Perspektiven für ihren weiteren Lebensweg. Dieses Werk ist Renu Singh zu verdanken, sie ist der Geist dieser Organisation und lebt für ihr „Kind“ Samadhan. Ihre Art und Weise wie sie für die Frauen kämpft ist nahezu revolutionär und losgelöst von jeglichem persönlichen Interesse. Alles, was sie verdient, fliesst unmittelbar in ihr Projekt. Und das ist für mich ein sehr wichtiger Punkt. Ich habe bis vor Kurzem nie Geld gespendet, weil ich daran zweifelte, ob das Geld wirklich vollumfänglich für die entsprechenden Projekte eingesetzt wird. Hier weiss ich, jeder Rappen wird genutzt.

Daniel Auf der Mauer

Daniel Auf der Mauer

Fotografie und Film

Daniel Auf der Mauer arbeitet als Fotograf für internationale Publikationen wie The New York Times, Der Spiegel, Die Zeit, NZZ Folio und mehr. Seine Langzeit-Reportage (in Zusammenarbeit mit Anina Gmür) über den Beduinenstamm der Mzayna in der Wüste Sinai ist als Fotobuch bei Benteli Verlag erschienen und war 2012 für den Deutschen Fotobuchpreis nominiert – www.dadm.ch

Mein Fokus in meiner Arbeit als Fotograf ist es, nicht einfach Auswirkungen und Symptome abzufotografieren, sondern dem unmittelbaren Beginn zu begegnen. Da zu sein, wo etwas von Bedeutung entsteht, während es entsteht. Gewalt an Frauen ist eine tief menschliche Wunde, deren fortwährende Verletzung in der kollektiven Struktur unserer modernen Welt von Generation zu Generation weiter vibriert. Renu Singh schaut hin, wo ganze Gesellschaften wegschauen. Sie bringt Bewusstsein in eine Kultur des Schweigens, gibt eine Stimme denjenigen, die gelernt haben, keine Stimme haben zu dürfen. Ich möchte mit meinem Beitrag zu Samadhan nicht einfach über etwas berichten – ich möchte meine eigene Anteilnahme an der Verwundung dieser Frauen dokumentieren. Ich habe mich in den Begegnungen mit Renu und ihren Mädchen ganz berühren lassen, vom Schmerz und der Verzweiflung, von innerer Resilienz und gegenseitiger Unterstützung. Gewalt an Frauen ist für mich so zu einer unmittelbar persönlichen Erfahrung geworden – und diese Erfahrung möchte ich mit Euch teilen.